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AutorenbildDaniel Sommer

Oxidativer Stress, Antioxidanzien und Training

Das menschliche Immunsystem hat einen echt stressigen Job. Es muss ständig wachsam bleiben, um den Körper vor unerwünschten Eindringlingen zu schützen, ohne dabei völlig überzureagieren. Ein bisschen wie der Security-Mitarbeiter, der weder den Partygast noch den Störenfried zu locker behandelt. Aber keine Sorge: Dein Immunsystem ist kein Glücksgriff im Lotto. Mit der richtigen Strategie kannst du ihm helfen, stärker und effizienter zu werden. Aber wie geht das, und warum ist das gerade für Sportler so wichtig?


Immunsystem: Die Basics

Das Immunsystem funktioniert nur mit einer ordentlichen Mischung aus Makronährstoffen (die Bausteine) und Mikronährstoffen (die Bauarbeiter). Ohne Mikronährstoffe wie Vitamin C, Zink oder Selen wären all die Proteine und Kohlenhydrate nur ein Haufen Baumaterial, das niemand verbaut. Und ja, der Körper kann diese kleinen Helfer leider nicht selbst basteln – du musst sie ihm liefern. Gemeinsam sorgen diese beiden Nährstoff-Gruppen für ein stahlhartes Immunsystem.


Mikronährstoffe: Teamarbeit für die Gesundheit

Mikronährstoffe sind wie ein gutes Team: gemeinsam unschlagbar. Besonders beim Immunsystem zeigen sie Synergie-Effekte. Ihr "antioxidatives Potenzial" – also die Fähigkeit, böse Oxidanzien zu neutralisieren – steigt enorm, wenn sie zusammenarbeiten. Laut Liu (2004) hat ein Obstsalat aus Heidelbeeren, Apfel und Orange eine stärkere antioxidative Wirkung als dieselbe Menge nur äpfel. Die Lektion: Teamwork rockt auch in der Welt der Mikronährstoffe.


Antioxidanzien vs. Oxidanzien: Der ewige Kampf

Im Körper gibt es zwei Fraktionen: Die Antioxidanzien (die "Helden") und die Oxidanzien (die "Schurken" aka freie Radikale). Die Helden, wie Vitamin C und Glutathion, bekämpfen die bösen freien Radikale und halten das Gleichgewicht, die sogenannte oxidative Balance. Ohne sie würde das Chaos regieren, und dein Immunsystem könnte einpacken. Dieses Gleichgewicht ist nicht nur gut für deine Gesundheit, sondern macht dich auch fitter und regenerationsfreudiger.


Oxidativer Stress: Wenn die Bösen überhand nehmen

Oxidativer Stress entsteht, wenn freie Radikale übermächtig werden. Die klauen Elektronen von deinen Zellstrukturen, was diese ziemlich mies gelaunt und instabil macht. Die Folge? Krankheiten wie Atherosklerose oder Entzündungen. Aber keine Panik: Mit genügend Antioxidanzien kannst du diese Radikalen in Schach halten und dein Immunsystem zurück ins Gleichgewicht bringen.


Die Arbeit der Antioxidanzien

Antioxidanzien arbeiten wie Elektronenspender: Sie geben freie Elektronen ab und neutralisieren so die Radikalen. Klingt nach einer simplen Heldentat, aber dahinter steckt eine komplexe Biochemie. Besonders spannend: Sport lässt freie Radikale erst einmal sprießen, doch dadurch lernt dein Körper, seine antioxidativen Schutzsysteme zu verbessern. So wird dein Immunsystem stärker und widerstandsfähiger.


Freie Radikale und Sport: Das paradoxe Dreamteam

Radikale als nützlich? Ja, genau! Bei der Energieproduktion entstehen sie zwangsläufig, und sie sind sogar nützlich, etwa zur Bekämpfung von Bakterien. Auch im Training spielen sie eine Rolle: Sie fördern Anpassungsprozesse, wie die Entwicklung von Muskelkraft. Je intensiver das Workout, desto mehr Radikale. Aber keine Sorge – dein Körper reguliert dagegen und macht dein Immunsystem damit noch belastbarer. Das heißt: Sport ist nicht nur gut, er wirkt auch antioxidativ. Aber übertreib’s nicht, denn zu viel des Guten kann nach hinten losgehen.


Antioxidativer Bedarf: Nicht jeder ist gleich

Dein Bedarf an Antioxidanzien hängt davon ab, wie viel du deinem Körper zumutest. Ein Profisportler mit 20 Trainingsstunden pro Woche hat logischerweise mehr Bedarf als ein Hobbysportler. Und wenn die Mikronährstoffe fehlen, können Infekte, Verletzungen oder Erschöpfung die Folge sein. Kurz gesagt: Wer seinen Motor auf Hochtouren laufen lässt, sollte auch für genug Treibstoff sorgen.


Glutathion: Das Master-Antioxidanz

Glutathion ist der Chef unter den Antioxidanzien. Es besteht aus Glutaminsäure, Cystein und Glycin – und ist für die Neutralisierung freier Radikale unverzichtbar. Doch damit es funktioniert, braucht es Helfer wie Selen und Vitamin B3. Fehlt einer dieser Stoffe, stockt der Prozess. Auch Insulin spielt hier mit, was erklärt, warum Krafttraining und eine gesunde Insulinsensibilität das Immunsystem unterstützen.


Antioxidanzien und Sport: Die Wissenschaft spricht

Die Studienlage zu Antioxidanzien und Sport ist alles andere als eindeutig. Während einige Forschungen negative Effekte auf mitochondriale Anpassungen zeigen, sehen andere keinen Einfluss. Wichtig ist der Kontext: Hochdosierte Supplemente während intensiver Trainingsphasen können für Profisportler sinnvoll sein, während sie für den Gelegenheitsjogger kaum notwendig sind. Schröder et al. (2000) fanden bei Basketballprofis positive Effekte auf den oxidativen Stress durch Antioxidanzien. Aber auch hier gilt: Ohne Plan ist alles nichts.


Fazit

Antioxidanzien sind unverzichtbare Helfer, aber kein Allheilmittel. Dein Bedarf hängt von deinem Training, deinem Alltag und deinen individuellen Voraussetzungen ab. Pauschale Empfehlungen? Vergiss es! Kontext ist King. Mit der richtigen Balance kannst du dein Immunsystem stärken, deine Leistungsfähigkeit steigern und deine Gesundheit langfristig schützen. Und wenn dir jemand erzählt, Antioxidanzien wären unnötig, frag ihn, ob er sein Auto ohne Motoröl fährt.


Quellen

  • Hahn, A., Ströhle, A. & Wolters, M. (2005). Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.

  • Liu, R. H. (2004). Potential synergy of phytochemicals in cancer prevention: mechanism of action. The Journal of Nutrition, 134(12), 3479S-3485S.

  • Dröge, W. (2002). Free radicals in the physiological control of cell function. Physiological Reviews, 82(1), 47-95.

  • Schröder, H., et al. (2000). Antioxidant status in basketball players during the season. International Journal of Sports Medicine, 21(4), 279-284.

  • Gomez-Cabrera, M. C., et al. (2008). Moderate exercise is an antioxidant: upregulation of antioxidant genes by training. Free Radical Biology and Medicine, 44(2), 126-131.

  • Ji, L. L. (2002). Exercise-induced modulation of antioxidant defense. Annals of the New York Academy of Sciences, 959(1), 82-92.

  • Merry, T. L., & Ristow, M. (2016). Do antioxidant supplements interfere with skeletal muscle adaptation to exercise training? The Journal of Physiology, 594(18), 5135-5147.

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